In damaligen Zeiten war das historische „Postdorf“ Waidring für Fuhrleute und Postkutschen-Reisende ein wichtiger Knotenpunkt, da es an der Salzburg-Tiroler-Reichsstraße Nummer Eins lag. Als einer der schönsten landschaftlichen Szenerien in den bayrischtirolerischen Alpen, am Fuße der Steinberge und unmittelbar am Hochwalde gelegen, galt Waidring als einer der beliebtesten Sommerfrische-Orte Tirols. Berühmte und adelige Persönlichkeiten, wie Wolfgang Amadeus Mozart und Kaiser Franz Josef weilten in der Touristendestination beim Gasthof Post in Waidring. Auch heute ist Waidring ein beliebter Ferienort mit einer vielfältigen touristischen Infrastruktur und mit historischen Bauwerken eingebunden in das moderne Ortsbild.
Daten & Fakten
checkOrt: Waidring
checkStartpunkt: Dorfzentrum
checkParkplätze: Hausberglift (kostenlos)
checkSchwierigkeit: leicht
checkGehzeit: ca. 1,5 Stunden
checkKinder- und familientauglich: Ja
checkMit Kinderwagen befahrbar: Ja (bis auf die Strecke zwischen Schäferaukapelle und Hackenschmiede)
Einkehrmöglichkeiten
Glückshotel Waidringer Hof
Hotel Restaurant Sendlhof
Pizzeria Alte Schmiede
Café-Restaurant Schneidermann
Die Stationen in der Übersicht
➀ Pfarrkirche zum Hl. Vitus & Hl. Nikolaus
Die römisch-katholische Pfarrkirche Waidring wurde am 15. August 1764 vom Bischof von Chiemsee, Franz Karl Eusebius Graf Waldburg-Trauchburg geweiht. Im 9. Jahrhundert dürfte an dieser Stelle zunächst eine hölzerne, später eine gemauerte Kapelle gestanden haben. Nachdem die gotische Kirche zu eng und baufällig geworden war, begann der Kitzbüheler Baumeister Kassian Singer, Sohn einer Bauhandwerkerfamilie aus Götzens, 1757 mit dem Neubau der Waidringer Pfarrkirche im spätbarocken Stil. Nach dessen Tod 1759 führte sein Polier Andrä Hueber den Bau im Jahr 1764 zu Ende. Der prächtige und harmonisch wirkende Innenraum ist geprägt von monumentalen Deckenfresken, aufwändigen Statuen und einem in Dorfkirchen ungewöhnlichen, erhabenen Baldachin-Altar der Rokokozeit.
➁ Gasthof Post
Bereits im Jahre 1416 wird eine „Tafern zu Waythring“ unter dem Besitzer Peter Sachs urkundlich erwähnt. Diese „Tafern“ diente vor allem als Rast- und Abstiegsgelegenheit für Fuhrleute und Fahrgäste der Postkutschen. Wolfgang Amadeus Mozart und sein Vater Leopold Mozart machten hier Rast auf einer Reise von Salzburg nach Verona (1771). Auch eine Nächtigung von Kaiser Franz Josef ist überliefert – im danach benannten „Kaiserzimmer“. Die älteste bildliche Darstellung Waidrings, um 1840, zeigt den Gasthof mit schindelbedecktem Satteldach. Bei einem Brand 1845 wurde die Scheune vernichtet, danach wurde das Gebäude um einen Stock erweitert und das typische Walmdach errichtet.
➂ Hasslerhaus
Das Niggl- oder Hasslerhaus, im Volksmund auch Laubehaus genannt, ist eines der wenigen in seiner Substanz unveränderten Gebäude im Ortskern von Waidring. Besonders auffallend ist das gotische Haussteinportal mit Kielbogen und Meisterzeichen, weiters die im Torbogen ersichtlichen Jahreszahlen 1553 und 1851 und das für das Unterinntal eher seltene pyramidenförmige Walmdach. Von 1611 bis 1889 gehörte das Nigglhaus zum Gasthaus Post und diente als „Taferne“ (Gasthaus) für die vielen Durchreisenden der damaligen Zeit. Ausflugs-Tipp: Die von der Familie Hassler erschlossene wildromantische Hassler Schlucht im Mühltal.
➃ Geislgut - Intersport Kienpointner
Im Jahre 1891 kaufte Josef Clemens Kienpointner von Josef Dagn das Geislgut mit Krämerei. Anfang der 20er Jahre übernahm sein Sohn Josef, der auch als Fotograf tätig war, das Geschäft. Nach dem 2. Weltkrieg führte Sepp jun. die Gemischtwarenhandlung mit Tankstelle. 1988 wurde im ehemaligen „Geislerstall“ von Sohn Heinz ein Sportgeschäft gebaut. 1989 trat er der Einkaufsgenossenschaft Intersport bei. Das Kaufhaus übernahm Heinz 1991 und verpachtete den Teil Lebensmittel bis 2002 an die SPAR. Danach baute er das Lokal in ein Sportgeschäft um, das im November 2002 als „Intersport Kienpointner“ eröffnet wurde. Seit 2011 führt sein Sohn Andreas als Gesellschafter den Betrieb.
➄ Bäckerei Heigenhauser
1917 kaufte Josef Heigenhauser das Heigenhausgut mit Bäckerei. Josef war Landwirt, Viehhändler und Pferdefuhrwerker. Die Bäckerei übernahmen verschiedene Pächter. Ab 1949 führte sein Sohn Josef „Pepp“ Heigenhauser die Bäckerei bis 1997. Sein Mitarbeiter Christian Decker übernahm den Betrieb auf Pachtbasis bis 2002. Danach führte darin die Firma Ellmauer aus Unken weitere 4 Jahre ein Backwarengeschäft. 2005 übernahm Josef Heigenhauser jun. eine Bäckerei in Kössen und beliefert seit Juli 2006 den Bäckerladen in Waidring.
➅ Diechtler
Prächtiger Einhof mit Mittelflur und angebautem Wirtschaftsgebäude. Das Parterre wurde in Steinmauerwerk, die Küche in einem Tonnengewölbe ausgeführt. Das Haussteinportal sowie das Flurfenster sind mit einem gotischen Gewände mit der Jahreszahl „1532“ verkleidet. Im Jahre 1930 wurden die zwei oberen Stockwerke neu aufgesetzt. Hinter dem Haus befindet sich eine alte Dreschtenne mit der Jahreszahl „1395“. Besitzer: Blasius Wimmer
➆ Alte Schmiede
Die frühere Dorfschmiede „Alte Schmiede“ wurde 1565 erbaut und war als Huf- und Wagenschmiede ein wichtiger Bestandteil des ländlichen Lebens. Durch die bedeutende Verkehrsbindung zwischen Wien und Innsbruck, die Reichsstraße Nummer 1, gab es in Waidring im 16. Jhd. bis zu sechs Schmieden gleichzeitig. Urkundlich erwähnt wird die Alte Schmiede 1565/66, als Christian und Brigitha Entgrueber ein „Urbarstückh darauf die Schmidten steet zu Waithering gelegen“ an Hans Müntzacher verkauften. Das heute noch vorhandene Eingangsportal ist mit einem aus dem 16. und 17. Jahrhundert typischen „Eselrücken“ ausgestattet. 1972 wurde das landwirtschaftliche Gebäude mit angebauter Schmiede zu einem Gastlokal und einem Beherbergungsbetrieb umgebaut. In der Weinstube befindet sich noch die alte Feueresse und der Amboss der alten Schmiede.
➈ Schäferaukapelle
Christliche Kleindenkmäler wie Kapellen Bildstöcke, Wegkreuze und Marterln prägen die Landschaft in und um Waidring. Meistens geht die Errichtung dieser Glaubensstätten auf eine Danksagung für überstandene Unglücke und erhörte Gebete zurück. So auch die Legende der Schäferau Kapelle: Ein Schäfer verirrte sich einst auf den Steinbergen und fand den Heimweg nicht mehr. Plötzlich sah er im weit unter ihm liegenden Wald einen grünen Fleck. So gelobte der Hirte bei einer glücklichen Rettung auf dieser grünen Au eine Kapelle zu bauen. Darum der Name „Schäferau“. Nach der Errichtung wurde dieses Kirchlein im Laufe der Jahre viermal umgebaut. Ursprünglich hatte die Kapelle keinen Turm. Erst bei der dritten Veränderung (1953) wurde das Bauwerk um einen Turm erweitert. Der Glockenturm, wie er heute zu sehen ist, entstand 1982. Aufgrund von Feuchtigkeitsschäden entschloss man sich in den Jahren 2008/09 Verbesserungen am Gemäuer durchzuführen und das Gewölbe zu restaurieren. Heute gehört die Kapelle der Pfarre Waidring.
➉ Ritzerhof
In alten Urbaren findet man die Bezeichnung der heutigen Hofstelle „Ritzer“ als ein so genanntes Söllhäusl mit Namen „Jägergut“. Söllhäuser waren kleinere Anwesen mit wenig Grund und Boden, deren Besitzer sich als Knappen oder Köhler verdingten. Eine Besonderheit bildet die asymmetrische Bauweise, die auch „Seitenflurhof“ genannt wird. Die linke Haushälfte ist im Gegensatz zum Mittelflurhaus nur als Flur und Stiegenaufgang ausgeführt. In der rechten Hälfte befinden sich die Wohnräume. Im Parterre wurden nur jene Räume gemauert, die eine offene Feuerstelle besaßen. Im Zuge der Franzosenkriege wurde das Jägergut ein Raub der Flammen, im Jahr 1809 wurde es wieder aufgebaut. Heute ist das Gut der landwirtschaftliche Betrieb „Ritzer“. Besitzerin: Maria Kaufmann
⑪ Gasteig
Ein zweigeschoßiger Einhof in Mittelflurausführung mit angebautem Wirtschaftsgebäude. Das Parterre ist in Steinmauerwerk ausgeführt, die Küche verfügt heute noch über ein Tonnengewölbe. Die oberen Stockwerke sind in Kantblockbauweise errichtet, das wunderschöne Eingangsportal mit der zweiteiligen Haustüre besteht aus einem gotischen Rundbogen aus Nagelfluh (Konglomerat). Hinter dem Haus befindet sich eine Dreschtenne mit der Jahreszahl „1639“. Das Haus wurde 1343 erstmals urkundlich erwähnt. Die Firstinschrift stammt aus dem Jahr 1757, was darauf hinweist, dass in diesem Jahr ein neuer Dachstuhl aufgesetzt worden ist. Besitzer: Wolfgang Winkler
Die Höfe in unserer Gegend sind von der bajuwarischen Besiedelung geprägt. Ernten wie Heu, Streu und Getreide mussten aus klimatischen Bedingungen in geschlossenen Scheunen gelagert werden. Die Innenräume umfassen meist Küche und Stube in der Vorderfront, sowie Speis und Schlafräume, auch als „Kammern“ bezeichnet, in den hinteren Räumen. Der Hausgang endet meistens mit einer Tür in den Stall. Im Obergeschoss befinden sich vorwiegend Kammern.
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