Vom Bergbau zum Tourismus - Entstehungsgeschichte des Ortes
Fieberbrunn gilt allgemein als Gemeinde mit viel Fremdenverkehr, einer gut ausgebauten Wirtschaft und einer interessanten Geschichte, die vom Bergbau und der vielbesuchten Heilquelle geprägt wird. Außerdem hat der Ort eine besondere Kulturlandschaft aufzuweisen. Wer mit offenen Augen den langgezogenen, dicht besiedelten Talboden, die malerisch gelegenen Weiler und die weit verstreuten Bergbauernhöfe abgeht, wird immer wieder auf Zeugnisse dieser Kunst und Volkskunde stoßen. (Chronik: Franz Caramelle, Fieberbrunn - Geschichte einer Tiroler Marktgemeinde) Heute ist der größte Ort im PillerseeTal sowohl im Winter, als auch im Sommer ein vielfältiger Tourismusort. Fieberbrunn ist Teil des Skicircus Saalbach Hinterglemm Leogang Fieberbrunn und somit Einstiegsort in Österreichs lässigstes Skigebiet. Im Sommer bietet die Region rund um den Wildseeloder mit Wanderwegen, Klettersteigen, Radrouten und der bei Familien beliebten Bergerlebniswelt Timoks Wilde Welt ein abwechslungsreiches Programm.
Johannes von Nepomuk zählte im 18. Jahrhundert zu den beliebtesten Heiligen und war unter anderem der Beschützer bei Wassergefahren. Die öfters und besonders im Jahre 1759 erfolgten großen „Wassergüsse“ und Schäden hatten Simon Millinger und andere Gründer dazu bewogen, diese Kapelle zu Ehren des hl. Johannes von Nepomuk zu errichten. 1787 wurde die Kapelle vom Staat geschlossen und just danach bei einem Hochwasser unterspült und zur Hälfte weggerissen, Nur drei Mauern blieben stehen. Und Simon Millinger ging wieder ans Werk! Die Johannes Kapelle zählt sowohl in ihrer architektonischen Gliederung als auch künstlerischen Ausstattung (Fresken des bedeutenden Rokokomalers Matthäus Günther) zu den bedeutendsten Rokokokapellen Tirols. Das turmlose Kirchlein besteht aus einem zweijochigen Langhaus mit Satteldach und geschwungenem Fassadengiebel. Durch die zweiflügelige Holztüre gelangt man in den Innenraum, der durch seine Helligkeit überrascht. Stuckleisten, Stuckdekorationen und Freskenfelder stellen den größten künstlerischen Schmuck der Kapelle dar. Ein großes Langhausfresko stellt die Aufnahme des hl. Johannes von Nepomuk im Himmel dar. (Chronik: Fieberbrunn – Geschichte einer Tiroler Marktgemeinde)
➁ Die Fieberbrunner Ache
Die Fieberbrunner Ache, im Oberlauf „Schwarzache“ genannt, ist ein rechter Nebenfluss der „Großache“ im Bezirk Kitzbühel mit einer Länge von rund 27 km. Die Schwarzache entspringt am nördlichen Abhang des Spieleckkogels in den Kitzbüheler Alpen im Gemeindegebiet von Aurach bei Kitzbühel. Anschließend fließt sie in nordöstlicher Richtung durch den Hörndlinger Graben, wendet sich dann nach Norden und umfließt in einem weiten Bogen das Wildseelodermassiv. Sie durchfließt Fieberbrunn und mündet in St. Johann in Tirol in die Großache.
➂ Historische Bahnverbindung "Tirol & Salzburg"
Die Salzburg-Tiroler-Bahn ist die einzige Ost-West-Eisenbahnverbindung, die ausschließlich auf österreichischem Gebiet verläuft. Besonders die Tatsache, dass keine Autobahnverbindung zwischen den Bundesländern Salzburg und Tirol auf österreichischem Gebiet besteht, verschaffte der Strecke große Bedeutung. Sie wird auch als „Giselabahn“ (nach der zweiten Tochter von Kaiser Franz Joseph I. und seiner Frau Elisabeth von Österreich-Ungarn, Erzherzogin Gisela Louise Marie von Österreich) bezeichnet. Die Salzburg-Tiroler-Bahn wurde von 1873 bis 1875 errichtet und führt von Salzburg über Bischofshofen, Zell am See, Hochfilzen, Fieberbrunn, St. Johann in Tirol und Kitzbühel nach Wörgl. 1915 war die Salzburg-Tiroler-Bahn zweigleisig ausgebaut. 1925 wurde mit der Elektrifizierung der Strecke begonnen, welche 1930 komplett abgeschlossen wurde. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges war die Salzburg-Tiroler-Bahn auf Grund ihrer strategischen Bedeutung Ziel alliierter Bombenangriffe. Heute hat die Strecke insbesondere Bedeutung im Regionalverkehr, als Teil der Verbindung von Innsbruck nach Klagenfurt und Graz.
➃ Blickpunkt: Wildseeloder-Gebiet Tourismus einst und heute
Das Gebiet rund um die Gipfel von Wildseeloder (2.118 m) und Henne (2.078 m) verspricht Bergerlebnisse verschiedener Art. Schon im Jahr 1889, nach der Gründung des ersten Verschönerungs-Vereins in Fieberbrunn, wurde bei einem Vortrag Werbung für den Ausflugsort gemacht: Ein neuer Ausflugsort Fieberbrunn mit dem Wildalpsee und einem Berg namens „Loder“ begeisterten. Die ausgezeichnete Lage als Aussichtsberg, die bergsteigerischen Möglichkeiten und die gesundheitlichen Vorzüge der Heilquelle im Ort lagen in der Zeit des erblühenden Alpinismus genau richtig! (Chronik: Fieberbrunn – Geschichte einer Tiroler Marktgemeinde)
Durch die Erschließung mit den 2 Sektionen der Bergbahnen Fieberbrunn ist das Gebiet im Sommer auch für Familien und Genusswanderer leicht zu erreichen. Timoks Wilde Welt ist ein Erlebnisplatz mit Coasterbahn, Niederseilgarten und Kletterpark direkt an der Mittelstation Streuböden. Vom Lärchfilzkogel wandert man in Richtung Wildseeloderhaus und –gipfel, spaziert gemütlich über die Lärchfilzhochalm talwärts oder gelangt zu den Ausgangspunkten der vielfältigen Klettersteige unterhalb von „Henne“ und „Marokka“. Der sagenumwobene Wildseelodersee liegt tief schwarzblau eingebettet zwischen den Gipfeln von Wildseeloder und Henne. Der Legende nach lebten Senner hier in Frevel und Überfluss und wurden durch eine Überflutung bestraft. Weit unten im Hörndlinger Graben hört man bei einem kleinen Wasserfall – den „Schreienden Brunnen“ – noch heute das Rufen der Ertrunkenen. In dem kleinen Ruderboot, das am Steg liegt, lässt sich bei einer Tour über den See jeder Winkel genau erkunden! Im Winter ist das Gebiet rund um den Wildseeloder der Einstieg in Österreichs lässigstes Skigebiet, dem Skicircus Saalbach Hinterglemm Leogang Fieberbrunn!
➄ Blickpunkt: Pletzergraben - historischer Bergbau und heutiges Wandergebiet
Die Voraussetzungen für den damaligen Bergbau bildeten die geologischen Verhältnisse. Fieberbrunn liegt im Grenzgebiet der Kalkalpen gegen die Grauwackenzone. Von wirtschaftlicher Bedeutung war lange Zeit der Bergbau auf Eisen. Unterhalb des Großen Gebras (2.057m) lagen die wichtigsten Baue „Gebra“ und „Lannern“. Die Hütte Fieberbrunn lieferte das Roheisen für den dort gleichfalls erzeugten Pillersee-Stahl, der sehr geschätzt war! Das Leben der Knappen war beschwerlich und gefährlich! In verschiedene Gruppen (Hutmann, Erzhauer, Grubenhüter, …) eingeteilt, wurde genau festgelegt, wer wie lange zu arbeiten hatte. Wie gefährlich das Knappenleben werden konnte, erzählt eine Begebenheit aus dem Jahre 1875: In diesem Jahr wurde immer noch Eisen abgebaut und bis zu 80 Knappen fanden in den Häusern beim Bergwerk Platz.
Es war Montag, der 19. Dezember 1875, als 54 Bergmänner ihren gewohnten Weg durch den Pletzergraben zu ihrer Arbeitsstelle gingen. Plötzlich wurde die „schlafende Löwin“ (=Lawine) geweckt und sie verschüttete die Hälfte der Männer. Wie durch ein Wunder konnten sich viele selber befreien, die anderen wurden von den Kameraden aus den Schneemassen geholt. Sie setzten ihren Weg fort, um noch vor der Mittagsstunde das Knappenhaus zu erreichen. Unter ihnen war auch der 17jährige Jodok Stöckl. Er sollte sich vom Unglück nur sehr schwer erholen und es schien, dass er den Heiligen Abend nicht mehr erleben werde. Schneestürme setzten ein und keiner wusste mehr Rat, wie man den Jungen zu einem Arzt im Ort bringen könnte. Zwei Knappen erklärten sich bereit, den Burschen trotz weiterer Lawinengefahr ins Tal zu bringen. Die Fieberschübe von Jakob provozierten Phantasieausbrüche und Todesängste zugleich. Auf halbem Weg gibt es im Pletzergraben noch heute einen Platz, den die Menschen „Herrgott“ heißen! Jodok Stöckl wurde dank des Mutes seiner Knappenkameraden unter widrigsten Umständen gerettet!
Im Bergbau benötigte man auch Pulver. Durch die Anwendung von Schwarzpulver wurde die mühsame Schremmarbeit abgelöst oder zumindest beschleunigt. Durch Generationen befasste sich die Familie Edenhauser mit dieser Arbeit. Ihre Pulvermachermühle befand sich im Weiler Weißach. Heute noch existiert der Hofname „Pulvermacher“ bei der Familie Millinger. (Chronik: Fieberbrunn – Geschichte einer Tiroler Marktgemeinde u. Wolfgang Schwaiger)
Heute erschließt eine Forststraße entlang des Pletzerbaches dieses Wander- und Radgebiet bis zur „Herrgottbrücke“ und weiter taleinwärts. Die Gipfel von Gebra und Karstein zählen zu beliebten Touren und liefern einen Einblick in das damalige Bergbauwesen. Die St. Daniel Kapelle unterhalb des Gebras war ursprünglich eine barocke Knappenkapelle im ehemaligen Bergbaugebiet Fieberbrunns. 1975 wurde die alte, verfallene Kapelle zum Gedenken neu errichtet. Einmal im Sommer wird bei der Kapelle eine Bergmesse abgehalten.
➅ Blickpunkt: Buchensteinwand mit Jakobskreuz
Die Buchensteinwand wird von den Orten Fieberbrunn, Hochfilzen, St. Ulrich am Pillersee und St. Jakob in Haus umgeben und kann von jeder Seite aus „erwandert“ werden. Ausgeschilderte Wanderwege und eine Mountainbike-Strecke führen direkt auf den Aussichtsberg mitten im PillerseeTal. Ganz bequem gelangt man mit dem Sessellift der Bergbahn Pillersee nach oben. Der Gipfel der Buchensteinwand liegt im Gemeindegebiet von St. Jakob in Haus, unten im Tal verläuft der Jakobsweg und am Plateau der Buchensteinwand wartet ein unverwechselbares Highlight der Region: das 30 m hohe, komplett begehbare Jakobskreuz! Aussichtsräume und Panoramaterrassen liefern atemberaubende Rundumblicke und regelmäßig zieren Ausstellungen den Innenbereich des Kreuzes. Die Buchensteinwand und das Jakobskreuz sind nicht nur im Sommer ein beliebtes Ausflugsziel. Im Winter sind die Hänge ein besonderes Familien-Skigebiet und die ausgeschilderten Routen eine sichere Aufstiegsvariante für Tourengeher!
➆ Pfarrkiche Fieberbrunn
Im Jahr 1446 schuf man mit der Kirche am Fieberbrunnen einen neuen Mittelpunkt, von dem die weitere Entwicklung zum Dorf und zur eigenen Gemeinde ausging. Am 17. Juli 1446 erfolgte die Weihe des Gotteshauses zu Ehren der Heiligen Primus und Felician. Außenrenovierungen im Sommer 1978 zeigten, dass die Kirche 1689 von Grund auf neu erbaut wurde.
Der Widum (Pfarrhof)
Das Pfarrarchiv berichtet bereits 1643 vom Bau eines Widums, der jedoch 1767 einem Feuer zum Opfer fiel. Wohl noch im selben Jahr dürfte mit dem Bau des jetzigen Pfarrhauses begonnen worden sein. Mit seinen auffallenden Proportionen und den vom Baustil der übrigen Häuser abweichenden architektonischen Formen ist der Widum von Fieberbrunn eines der markantesten Gebäude des Ortes und bildet mit der Pfarrkirche ein Denkmalensemble von großer kultureller Bedeutung. (Chronik: Fieberbrunn – Geschichte einer Tiroler Marktgemeinde und Wolfgang Schwaiger)
➇ Verweilplatz "Pfarrkirche"
Von hier hat man einen ganz besonderen Überblick über das Dorfzentrum. Den Wildseeloder im Hintergrund, die Buchensteinwand vor einem und gleich unterhalb entlang des Fußweges zwei bedeutende Besonderheiten von Fieberbrunn: den Fieberbrunnen und die Statue eines Bergknappen!
➈ Der Fieberbrunnen
Der Erzählung nach soll die Tiroler Landesfürstin Margarethe Maultasch durch den Genuss des Wassers vom Fieber geheilt worden sein. Daraufhin ließ sie die Quelle mit einer Mauer umfangen und von dieser Zeit an wurde der Ort „Fieberbrunn“ genannt. Später soll der Fieberbrunnen seine Heilkraft auch noch an der Landesfürstin Claudia von Medici (1604-1648) erfolgreich gezeigt haben.
➉ Alter Bergknappe mit Erzausbeute
Errichtet 1995 von der Marktgemeinde Fieberbrunn zur Erinnerung an den Bergbau auf Eisen, Blei, Kupfer und Farben vom Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert, sowie den Magnesitabbau in unserer Zeit. (Bildhauer: Horst Mayr Hochfilzen)
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