Teufelskapelle oder Jöchlsteinkapelle

Kirchdorf in Tirol, Griesenau

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Teufelskapelle Kirchdorf (c) Trekkinglife.de

Informationen

Der Name „Teufelskapelle“ weist schon auf den sagenumwobenen Platz hin, an dem das sakrale Kleinod in einem Feld etwas oberhalb der Straße zwischen Gasteig und Griesenau liegt. Die einzigartige Anlage dieser Holzkapelle auf einem Felsblock, an den ein gemauerter Bildstock angebaut ist, soll der mündlichen Überlieferung nach bereits an die 500 Jahre alt sein. Vieles deutet aber darauf hin, dass die Kapelle erst im 18 Jh. entstanden sein dürfte. Ein Monogramm „A.C.“ mit der Jahreszahl „1737“ im Inneren könnte mit der Erbauungszeit in Zusammenhang stehen. In den Kirchenrechnungen der Pfarre scheint der Name als „Jöchlsteinerkapelle nebst Griesenau“ erstmals 1750 auf.

Antworten auf mögliche Gründe für den Bau an diesem außergewöhnlichen Ort und auf den Namen der Kapelle hat die Bevölkerung in der mündlichen Überlieferung durch verschiedene Sagenstoffe zu finden gesucht. Bei allen diesen Erklärungssagen hat die Gestalt des Teufels die Hand im Spiel.

Beda Weber gibt bereits 1837 eine Erzählung wieder, nach der die Kapelle auf dem isolierten Felsen erbaut worden sei, „nachdem ein arges Teufelein vom Flecke war gebannt worden, das die vorbei gehenden Kirchgänger neckte und verhöhnte“. Eine zweite, auch im nahen Kössen bekannte Form erzählt von einem Mädchen, das unersättlich tanzen wollte. Sie tat dies zuletzt mit dem Teufel, dessen Tierfüße sich zeigten, als man sie mit dem Tänzer zu dieser Kapelle hinführte. Nach einer anderen Erzählung wollte der Teufel verhindern, dass eine Bäuerin aus Dank für eine glücklich überstandene Krankheit zu Ehren der Muttergottes eine Kapelle bauen ließ, und schleuderte aus Zorn einen Bergspitz aus dem Kaisergebirge auf den Bauplatz nieder. Durch das Gebet der Bäuerin senkte sich aber der Felsen nur langsam nieder und bohrte sich so in den Boden, als wäre er dort aufgestellt worden. Als Dank wurde darauf die Kapelle errichtet.

Auffallend ist in jedem Fall der Versuch einer Interpretation von einer zumindest altertümlich anmutenden Kultstätte durch barocke Kunst und christliche Glaubensvorstellungen dieser Zeit. Ein Vergleich und eine Verwandtschaft des Felsheiligtums mit jenem von Maria Stampfanger bei Söll ist ebenfalls nicht von der Hand zu weisen.

Die Kapelle ist als Ständerkonstruktion mit senkrechter Bretterverschalung, eingezogener, gerade schließender Altarnische sowie geschwungenem, schindelgedecktem Zeltdach errichtet und wird über eine Treppe erschlossen, die in Natursteinmauerwerk an den Felsen gestellt ist. Die Bretterschalung wurde 1983 bei der letzten Restaurierung der Kapelle weitgehend erneuert. Durch eine einfache, rechteckige Brettertüre betritt man den Betraum, dessen Wände mit roter Ziegelmusterung bemalt sind. Vom ursprünglich sehr reichen Inventar wurde der Großteil leider gestohlen. Nur mehr aus der Literatur weiß man von drei Votivbildern des 18. Jahrhunderts, die jedoch wiederum Rückschlüsse auf die barockzeitliche Entstehung der Kapelle zulassen: Eine Darstellung war Christus am Ölberg, die beiden anderen (1729 und 1743 datiert) der Altöttinger Gnadenmadonna geweiht. Als die Einrichtung der Kapelle 1957 von Peter Thaler aus St. Johann in Tirol renoviert wurde, waren die beiden Tafeln von 1729 und 1743 bereits verschwunden. Auch die Altarfigur der Schwarzen Madonna von Altötting (außergewöhnlich mit weißem Gesicht) war zu diesem Zeitpunkt bereits nicht mehr vorhanden und durch jenes Herz-Jesu-Bild ersetzt worden, das auch jetzt noch in der blau ausgemalten Altarnische hinter dem barocken Wabengitter zu sehen ist. Das dritte Votivbild und ein weiteres aus dem Jahr 1865 mit einer Mariahilf-Darstellung müssen wenig später abhandengekommen sein. Auch von dem in Öl auf Holz gemalten, barocken Bilderzyklus unter dem Zeltdach ist nur mehr die mittlere Darstellung des hl. Michael als Seelenwäger original erhalten. Die vier anderen Szenen (Maria Verkündung, Christi Geburt, Flucht nach Ägypten, Hl. Wandel) hat im Zuge der Renovierung von 1957 Berta Thaler, Tochter des Peter Thaler aus St. Johann in Tirol, nach Motiven von Giotto neu geschaffen. Aber auch diese Darstellungen wurden entwendet, heute sind davon nur mehr die nach fotografischen Vorlagen vom Kitzbüheler Restaurator Hermann Mayr gemalten Kopien erhalten.

Am Fuß des Felsblocks ist der gemauerte Nischenbildstock mit schindelgedecktem Satteldach und hölzernem Balustergitter vor der Segmentbogennische angebaut. 1977 wurde im Zuge der Renovierung des Bildstockes durch die Besitzerfamilie das Kruzifix in der Nische anstelle des gestohlenen neu angefertigt.

Literaturnachweis: Dorfbuch Kirchdorf in Tirol

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    Griesenau, 6382 Kirchdorf in Tirol

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