- … die Winterzeit „Notzeit“ ist und Tiere wie Reh, Hirsch und Gams in einem Energiesparmodus leben und ihren Stoffwechsel auf 20 Prozent herunterfahren?
- … überraschende Störungen durch unbedachte Wintersportler und frei laufende Hunde deshalb zum Kälteschock- bzw. Erschöpfungstod der Wildtiere führen können?
- … die aktivste Zeit der Wildtiere die Morgen- und Abendstunden sind?
Wie schützt unser Tourismusverband die Tiere und die Umwelt?
Martin Horngacher, Jagdleiter der Gemeindejagd St. Ulrich am Pillersee, verrät dir die Antwort.
Wenn der Sommertag sich allmählich in die Dämmerung verabschiedet und heitere Klangwolken mit der Naturidylle rund um den Pillersee verschmelzen – dann steht einmal mehr das Seeleuchten in St. Ulrich auf dem Programm. An insgesamt vierzehn Mittwochabenden zwischen Ende Juni und Mitte September kommt dort seit Jahren zusammen, was musikalischen Rang und Namen hat – regionale Live-Bands, Volksmusikgruppen, Weisenbläser und auch die Nuaracher Stoabergplattler begeistern Einheimische wie Gäste und drücken dem Event des Tourismusverbandes PillerseeTal ihren besonderen Stempel auf.
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„Wahre Handschlagqualität“
Diese Änderung freut Martin in seiner Funktion als St. Ulricher Jagdleiter und -pächter ganz besonders. Sie ist das Ergebnis einer engen Zusammenarbeit zwischen Jägerschaft und dem Tourismusverband PillerseeTal. „Dass der TVB hier auf uns zugekommen ist und uns mit ins Boot geholt hat, ist einfach eine super Sache“, erinnert sich der 52-Jährige zurück ans Jahr 2018, als man sich fürs Erste darauf einigte, den Zeitraum für die abendlichen Feuerwerke zu verkürzen.
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Die Folgen daraus kennt der Jäger nur zu gut: „Rund um das Seeleuchten habe ich hier bis 2020 keine Rehe mehr gesehen“, berichtet er und deutet mit seinem Zeigefinger auf einen grünen Hang, der zu seinem 500 Hektar großen Jagdrevier direkt gegenüber des Pillersees gehört. „Die Rehgeißen mit den Kitzen und die Böcke waren von dem wöchentlichen Feuerwerk derart verschreckt, dass sie über Monate nur mehr nachts ausgetreten sind und bei Tageslicht im Wald die Deckung suchten“, veranschaulicht Martin. Dies hat nun zugunsten der Wildtiere endlich ein Ende. „Der Tourismusverband hat hier wahre Handschlagqualität bewiesen“, freut sich der St. Ulricher.
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Ein Problem jagt das nächste
Weiters habe man rund um das Seeleuchten oftmals das Klagen der zurückgelassenen Rehkitze aus deren Deckung vernommen, erzählt der PillerseeTaler mit ernster Miene. „In diesem Zeitraum hatten wir sehr viele Verluste bei den Rehkitzen zu verzeichnen.“ Besonders heikel sei die Situation auch beim Rotwild. „Wenn diese sensible Wildart verschreckt wird, ist die Fluchtdistanz meist sehr weit und sie kommt dann in der Regel nicht mehr so schnell an ihre gewohnten Einstände zurück“. Das wiederum hatte Auswirkungen auf das weitere Verhalten während des Jahres und im Speziellen bei der Brunft, die beim Rotwild im September beginnt.
„Dass der TVB hier auf uns zugekommen ist und uns mit ins Boot geholt hat, ist einfach eine super Sache.“
Martin Horngacher, Jagdleiter der Gemeindejagd in St. Ulrich am Pillersee
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"Das war gewaltig"
Im Jahr 2022 bekannte sich der TVB dann gänzlich zur leisen Variante, heuer folgt schließlich der Umstieg auf die Flammenshow – um auch die Natur nicht mehr zu belasten. Denn ein Feuerwerk birgt bekanntlich auch massenhaft Zündstoff für die Umwelt – Feinstaub, CO2 und Stickoxide werden beim Abbrennen freigesetzt, vom Müll ganz zu schweigen.
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Müllberge verkleinern
Um auch künftig mit gutem Beispiel voranzugehen, will der TVB die talweiten Veranstaltungen weiterhin so nachhaltig und plastikfrei wie möglich umsetzen. Dabei helfen soll ein Leitfaden, der sich an den Kriterien von „Green Events Tirol“ orientiert und aktuell mit allen fünf Gemeinden des PillerseeTals besprochen wird. Diese „Checkliste“ reicht von der umweltfreundlichen Anreise über PVC-freie Werbematerialien, Mehrweggeschirr bis hin zu sparsamen LED-Beleuchtungssystemen und der Zusammenarbeit mit Händlern und Produzenten direkt aus dem PillerseeTal.
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Das Gute liegt so nah
Weil während der Jagdzeiten ausreichend heimisches Wildfleisch vorhanden ist, gibt auch Jäger Martin Horngacher dieses oft und gerne an die Fleischhauerei von Bernhard Prem in Fieberbrunn weiter. „Wenn das qualitativ hochwertigste Fleisch der Wildtiere aus unseren heimischen Wäldern ohne Umwege bei den Genießern aus der Region ankommt, dann haben wir vieles richtig gemacht!“, ist Martin überzeugt. Weiters steht die heimische Jägerschaft für eine weiterführende Tradition und Kameradschaft ein – etwa bei Veranstaltungen wie der jährlichen Hubertusfeier, dem Jägeradvent oder der Hegeschau.
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„Die Folge ist, dass wir Jäger Auflagen bekommen, eine höhere Anzahl an Wild zu entnehmen und für etwaige Schäden im Wald aufkommen müssen“, erklärt der PillerseeTaler. Weiters ist für die Gämse der Lebensraum in niedrigeren Regionen nicht optimal, da es dort generell zu warm für sie ist und sie besonders anfällig für Klauenkrankheiten oder Parasiten sind.
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Ein gelungener Startschuss
„Speziell für das Wild ist es sehr wichtig, dass wir dort gehen, wo wir gehen dürfen – also zum Beispiel die markierten Wanderwege einhalten oder bei Skitouren nicht blindlings durch den Wald kurven.“
Martin Horngacher. Jagdleiter der Gemeindejagd in St. Ulrich am Pillersee
Danke, dass du...
... auf markierten Wegen bleibst, Beschilderungen beachtest und keine Abkürzungen im Gelände nimmst!
... Baum- und Strauchgruppen, Wildfütterungen, sowie schneefreie Äsungsflächen meidest und wenn möglich umgehst!
... dich während der Sonnenaufgangszeit und Dämmerungs- und Nachtstunden nicht im Wald oder am Berg aufhältst!
... Abstand hältst und dich nicht aktiv Wildtieren näherst - ein Fernglas ist die bessere Alternative!
... Lärm vermeidest!
... deinen Hund an die Leine nimmst!
... Rücksicht auf die natürlichen Bewohner von Berg und Wald nimmst!
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Hast du gewusst, dass …
Verrottungszeiten – oder: Waldbewohner, die leider nicht vom Aussterben bedroht sind & deren Überlebensdauer:
checkBananen- oder Orangenschale: 1-3 Jahre
checkZeitungspapier: 1-3 Jahre
checkPapiertaschentuch: 1-5 Jahre
checkZigarettenstummel: 2-7 Jahre
checkKaugummi: 5 Jahre
checkPappbecher: bis 50 Jahre
checkMund-Nasenschutz: 450 Jahre
checkBlechdose: 50-500 Jahre
checkPlastikflasche: 100-5.000 Jahre
checkPlastiksack: 120-1.000 Jahre
checkAluminiumpapier: 200-400 Jahre
checkBabywindel, Damenbinde: 500-800 Jahre
Unser Tourismusverband im PillerseeTal...
check… fördert die Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln, Radfahren und Wandern, um die CO2-Emissionen zu reduzieren
check… unterstützt Hotelbetriebe auf ihrem Weg zum Österreichischen Umweltzeichen
check… setzt auch intern auf eine nachhaltige Arbeitsweise (z.B. klares und strenges Regelwerk zu Drucksorten, Licht und Abfalltrennung)
check… fördert regionale Produkte und Produzenten durch landwirtschaftliche Kooperationen
check… passt Beginn- und Endzeiten von Events an den öffentlichen Verkehr an und organisiert Shuttles für Veranstaltungen wie den Adventmarkt, Biathlon oder das Seeleuchten
check… verzichtet bewusst auf umweltschädliche Maßnahmen und setzt auf sinnvolle Alternativen (z.B. Drohnen statt Helis bei der Freeride World Tou in Fieberbrunn)
check… legt bei Urlaubern großen Wert auf eine autofreie Anreise, um den „einheimischen“ Verkehr zu entlasten und die Umwelt zu schonen
check… setzt auf klimaneutrale Drucksorten oder steigt punktuell auf digitale Alternativen um
check… stellt das Car-Sharing-Angebot auch den PillerseeTalern zur Verfügung
check… kooperiert mit „To Good To Go“, um per App Lebensmittel zu retten